Allgemeines,  Sonstiges

33. WIEN-MARATHON 2016

Vorgeschichte und Anreise

„Nächstes Jahr machen wir Wien“, das war die spontane Ansage von Helge nach dem gemeinsamen Zieleinlauf im vergangenen Jahr in Hamburg, der Marathon-Premiere von Simone. Ende 2015 waren mit der Meldung von uns vier Hamburg-Finisher die Voraussetzungen für einen Start in der Hauptstadt Österreichs realisiert. Dann gesellten sich noch Ines und Hendrik mit Ambitionen auf den Halbmarathon hinzu, sodass eine recht stattliche Abordnung der LVB-Laufgruppe bereit stand. Andreas musste dann leider noch kurzfristig absagen. Aber Glück im Unglück: nun passten alle in ein Auto.

Gegen viertel eins ist Start bei Ines und Hendrik. Wie an einem Freitagnachmittag nicht anders zu erwarten, ist die Autobahn sehr stark frequentiert, insbesondere LKW sind in Massen präsent. Aber immerhin, es rollt. Die obligatorischen Vignetten für die beiden Länder kaufen wir an der ersten Tankstelle im Tschechenland. Dem noch zum Start in Leipzig vorhandenen strahlenden Sonnenschein geht nun die Puste aus. Es trübt sich langsam ein und nach dem Passieren von Prag fängt es an zu schütten. Ines am Steuer hat die A…karte: zäh fließender Verkehr, Baustellen ohne Ende und Regen, Regen, Regen. Erst nach dem es von Brno in Richtung Wien geht, entspannt sich dann wenigstens die Verkehrssituation. Da sind die Straßen auf einmal fast leer. In Wien sind dann die Navigationskünste von Helge bzw. dessen Smartphone gefragt. Er dirigiert uns erfolgreich zu unserer Zieladresse, der Wohnung seines Cousins am Karlsplatz mitten im Zentrum von Wien. Halb acht sind wir da, es regnet immer noch. Den Schlüssel erhalten wir von einer Holländerin, die dann auch die beiden Männer zu einer Stelle bringt, wo man das Auto regulär ohne Knöllchengefahr abstellen kann. Wir haben Arbeitsteilung vereinbart: Hendrik und Helge kümmern sich um die Fotos und ich schreibe unsere Erlebnisse auf. Dabei ahne ich jedoch noch nicht, dass ich dafür stets wie ein Teenie über dem Smartphone hängen werde. Die Wohnung ist geräumig. Es ist Geschlechtertrennung angesagt. Hendrik und Helge bekommen das Ehebett. Die Mädels haben zwei Einzelbetten und eine Matratze. Und obwohl wir nur im Auto gesessen haben, sind wir irgendwie breit. Zu den ruckzuck gemachten Spagettis gibt’s Wein und danach geht’s gleich ab in die Falle.

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Spagetthi … geht immer!

Stadtrundfahrt und Kaiserschmarrenparty

Helge und ich gehen zum Bäcker, der in der U-Bahnstation Karlsplatz ist. Dort beinhaltet die Wandgestaltung fortlaufende Momentanangaben über den Verbrauch verschiedener Dinge. Fast schwindelerregend ist die dahin rasende Zahl der weltweiten Rüstungsausgaben. Aber auch der ebenfalls angegeben Schnitzelkonsum in Wien erhöht sich während der 10 Minuten im Bäcker um sage und schreibe 125 Stück. Da muss man sich doch fragen, ob die Wiener zum Frühstück bevorzugt Schnitzel verspeisen. Hendrik scheint jedenfalls auch einen gewaltigen Energiebedarf zu haben, denn er freut sich unmittelbar nach dem Frühstück schon wieder auf das nächste Essen. Was er zu dem Zeitpunkt aber noch nicht weiß: Das wird heute noch ganz schön lange dauern. Die erste Station unserer Stadterkundung ist die Oper. Von den um diese frühe Zeit hier schon anstehenden Leuten ist zu erfahren, dass heute Abend Tosca gegeben wird und der Ticketschalter für die günstigen Stehplätze zu 4 € um 16 Uhr öffnet. Bevor es weiter zur Wiener Hofburg geht, zeigt uns Hendrik noch die nach seiner Einschätzung beste Würstelbude von ganz Wien. Er muss es wissen, denn er hat sich 2008 mal eine längere Zeit dienstlich hier aufgehalten. Das Wetter ist uns tatsächlich nicht hold, es regnet immer noch. Wir entscheiden uns daher zu einer Besichtigung im Trockenen und starten zu einer Stadtrundfahrt. Endlich hat der Wettergott dann ein Einsehen und schaltet den Hahn ab. Das ist die Gelegenheit den Prater im Schnelldurchgang zu machen. Es findet gerade ein großer Umzug anlässlich des 250-jährigen Jubiläums des Praters statt, sodass es überall brechend voll ist. Anschließend geht’s auf die Marathonmesse unsere Startunterlagen abholen und am späten Nachmittag zur Kaiserschmarrenparty ins Wiener Rathaus. Die von Andreas schon als sehr stilvoll angekündigte Marathonparty im großen Festsaal des Rathauses ist tatsächlich eine Augenweide. Der Kaiserschmarren schmeckt lecker. Da es aber sonst vor den Marathons meistens Nudeln gibt, kann man die natürlich hier auch bekommen. Etwas unverständlich ist, dass man bei 90 € Startgeld dafür noch 10 € zusätzlich berappen muss. Als Attraktion ist eine Sandmalerin da, die mit aus ihrer Hand rieselndem Sand Bilder „malt“. Eigentlich wollen wir nun auf dem kürzesten Weg ins Quartier, aber Hendrik führt uns noch an Parlament und Stephansdom vorbei. Nach dem süßen Kaiserschmarren ist es uns dann noch nach etwas herzhaften, sodass wir noch der besten Würstelbude einen Besuch abstatten. Eine „Käsekreiner mit Kren“, auf deutsch „Wurst mit Meerrettich“, muss noch sein. Da die Vorbereitungen für das morgige Ereignis schon erledigt sind, geht es dann gleich gegen zehn schlafen. Und obwohl ich nun schon mehrere Marathons gelaufen bin, stellt sich bei mir doch immer wieder das Vorstartfieber ein. Man könnte ja eigentlich mit unserem guten Trainingszustand ganz relaxt sein. Aber da macht der Kopf wahrscheinlich nicht mit. Was ja aber wohl auch ganz normal ist, es sind ja immerhin 42 km und die müssen erstmal geschafft werden.

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Marathontag
Halb sieben ist wecken. Frühstück in aller Ruhe und dann mit der U-Bahn zum Start, geht alles reibungslos. Wie haben noch Zeit, sodass wir natürlich auch noch das obligatorische Foto vor dem Start machen lassen können. Aus den Lautsprechern tönt klassische Musik, die die Wartezeit bis zum Start ganz angenehm überbrückt. Die Zeiten wandeln sich: nachdem sich die Laufschuhhersteller vor gut 10 Jahren noch mit dem Dämpfungseigenschaften ihrer Produkte gegenseitig überboten haben, glauben einzelne Aktive offensichtlich nicht mehr so richtig daran und besinnen sich auf die Ursprünglichkeit des Laufens. Läufer in Zehenschuhen habe ich ja schon gesehen, aber barfuss einen Marathon laufen, das kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Für die Beutel mit den Sachen stehen zahlreiche LKW bereit. Wie bei den großen City-Marathons ist es auch hier so: es gibt viel zu wenig Dixies. Die Schlangen davor sind beträchtlich, da haben nicht alle Aussicht auf Erfolg. Auch Simone und ich müssen daher erst mal mit gefüllter Blase auf die Strecke gehen. Die gut 42.000 Aktive umfassende Läuferschar ist schon gewaltig. Wo man hin blickt, nur Läufer. Es ist unangenehm kalt und da es durch den Blockstart für uns erst zwanzig Minuten nach dem Startschuss um neun über die die Nettozeit erfassenden Matten geht, kommen wir noch mal ganz schön ins frösteln. Als es dann für uns endlich los geht, hat die mit ungefähr 21 km/h laufende Spitzengruppe schon km 7 passiert. Die Spitzenleute klagen nach dem Rennen über den sehr störenden Wind, was wir aber nicht so empfinden. Na ja, hohe Geschwindigkeit ist auch gleich großer Widerstand. Wir kommen gut ins Rollen und beginnen uns bereits mit den ersten gelaufenen Metern zu wundern, dass wir pausenlos überholen. Es ist also auch hier wie bei anderen Stadtmarathons: viele Läufer scheinen in Bezug auf ihre Zielzeit etwas an Realitätsverlust zu leiden und stehen in den vorderen Startblöcken, wo sie eigentlich gar nicht hingehören. Nach 5 km sind die Dixies immer noch alle besetzt, sodass ich mich der Not gehorchend wie bei einem Waldmarathon hinter einem Busch erleichtere. Simone kann sich nicht dazu durchringen und schleppt das alles noch bis zu einem freien Dixie bei km 25 mit! Vielleicht ist das dann letztendlich auch der treibende Grund, warum unsere Halbmarathonzeit mit 2:04:00 h doch ein ganzes Stück schneller als eigentlich geplant ist. Der Läuferpulk beginnt sich erst etwas zu lichten, als die Halbmarathonis abbiegen. An Verpflegung herrscht zwar kein Mangel, aber das Sortiment ist mit Wasser, Iso und Bananen schon sehr überschaubar. Ab km 35 gibt’s dann auch noch Cola, die hätte ich gern etwas früher gehabt. Zwischen km 30 und 35 geht es als Pendelstrecke durch den Pratergarten, hier läuft schöne Musik aus großen Lautsprechern. Trotz des für die Aktiven guten, aber für die Zuschauer nicht gerade attraktiven Wetters ist die ganze Laufstrecke gut besucht und es herrscht eine tolle Stimmung an der Strecke. Helge knipst eifrig. Ab km 40 haben wir zwei Mädels aber keine Lust mehr uns dafür immer umzudrehen, sodass jetzt nur noch unsere Rückseite auf den Fotos zu sehen ist. Langsam geht es dann bei uns beiden auch ans Eingemachte. Simone antwortet auf eine entsprechende Frage von Helge nach ihrem Befinden mit „Sprich mich nicht an“. Seine etwas spätere, sicher nicht glückliche Frage nach ihrem nächsten Marathon bekommt mit „Vergiss es!“ auch eine erwartungsgemäße Antwort. Und auch ich bin dann trotz der schönen Atmosphäre sehr froh, dass es dann endlich nach 4:18:32 h zeitgleich mit Simon und Helge über die Ziellinie geht. Ines und Hendrik haben es zu diesem Zeitpunkt schon lange geschafft. Dass Hendrik in 1:48:49 h und Ines sieben Sekunden früher finisht liegt ganz allein daran, dass die beiden auf Grund des Getümmels keinen gemeinsamen Zieleinlauf hinbekommen. Es gibt gleich erstmal ein alkoholfreies Bier und da unser Quartier so schön zentral liegt, können wir den Heimweg per Fuß antreten. Aber dann großes Dilemma: Die Haustür ist zu und am Klingelbrett sind keine Namensschilder. Da hilft nur eins: überall klingeln. Dann ertönt Hendriks verschlafenes „was gibt’s“ und wir können herein. Das heiße Duschen ist herrlich und dann wird erstmal mit einem Glas Sekt auf unseren Erfolg angestoßen. Anschließend rücken wir gleich in ein Café ein und lassen es uns gut gehen. Dass sich dann am Abend die Suche nach einer urigen Kneipe so schwierig gestaltet, das hatten wir nicht erwartet. Wir landen schließlich im sehr schönen Augustiner Keller und lassen dort den Tag bei Bier und Wein ausklingen. Erschöpft und zufrieden geht’s ins Bett, was will man mehr.

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Schloss Schönbrunn und Wien kompakt

Für heute hatten wir ursprünglich geplant unseren gestressten Beinen etwas gutes zu tun und Wien per Rad zu erkunden. Aber durch die immer noch lausige Kälte war es uns Mädels überhaupt nicht danach. So wurden die beiden männlichen Teilnehmer kurzer Hand überstimmt und auf die Variante U-Bahn orientiert, so ist das nun mal in einer Demokratie. Wenn die Japaner Europa in drei Tagen machen, dann schaffen wir auch Wien an einem Tag. Es geht zunächst mit der U-Bahn nach Schloss Schönbrunn zu einem ausgedehnten Spaziergang durch den riesigen Schlosspark. Dann zurück und Besichtigung des Stephandoms. Da sich langsam der Hunger meldet steuern wir als nächstes das „Bermuda Dreieck“ an, ein Stadtviertel wo es eine Unmenge Kneipen in den Gassen gibt. Auf dem anschließenden Weg zur Donauinsel passiert dann das lang ersehnte, endlich kommt die Sonne mal hervor – herrlich! Und dass wir dann noch mal zum Prater wollen, hat im Wesentlichen einen ganz trivialen Grund: Hendrik will sich unbedingt für den erfolgreich absolvierten Halbmarathon belohnen und im Schweizerhaus eine „Stelze“, wie die Ösis die Haxen nennen, essen. Es ist eine riesige Portion, die getrost auch zwei Personen satt machen kann. Aber vorher gibt’s erstmal einen Kaffee und dann drehen Helge und Hendrik noch ein paar Runden auf dem imposanten 117 m hohen Kettenkarussell. Hier steigt man ebenerdig in die Sitzgondel ein, wird dann mit zunehmender Drehgeschwindigkeit bis auf eine Höhe von 95 m nach oben gezogen und erreicht dort die maximale Geschwindigkeit von 60 km/h. Sicher sehr prickelnd, aber nichts für mich. Hinsichtlich der Größe braucht sich allerdings auch das 65 m hohe Riesenrad nicht zu verstecken, das bereits schon 1897 – also zur Zeit des Baus des Eifelturms – zur Feier des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs I. errichtet wurde und damals eines der größten Riesenräder der Welt war. Inzwischen schon um sieben durch geht’s dann noch zum Hundertwasserhaus. Und bei einem Rundgang um Oper und Albertinum können wir auch noch diese beiden imposanten Gebäude im illuminierten Zustand bewundern. Im Quartier gibt’s dann zum Abschluss für unsere gelungene Wien-Reise noch ein Gläschen Wein. Danach fallen wir geschafft in die Betten.

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Heimreise

Start ist um viertel elf. Der Wettergott hat insofern ein Einsehen, dass er uns jetzt zur Abreise nicht gerade Sonnenschein noch präsentiert. Das passiert erst, als wir Prag passieren. Es ist also genau umgekehrt wie auf der Hinfahrt, als wir mit der Fahrt in Richtung Süden dort das schöne Wetter verlassen haben. Der Verkehr rollt gut und es fährt sich, dadurch dass es trocken ist, auch viel entspannter als bei der Anreise. Viertel sechs treffen wir dann wieder bei Ines und Hendrik ein. Ein schöner und harmonischer Trip nach Wien mit viel Erlebnissen geht zu Ende. Nochmals Danke an Helge für die Quartierbeschaffung und Hendrik für die engagierte Stadtführung.

 

LVB-Laufgruppe

Inhalt: Ute Höhler

Feinschliff: Andreas Gelhaar

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