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Wintermarathon 2015 – Team „JAH“

Wintermarathon Leipzig, der sechste

Der Wintermarathon, ehemals Teammarathon, ist ja schon seit einigen Jahren kein Winter-marathon mehr. Irgendwie wirkt sich die globale Erwärmung auch hier aus. Es läuft sich dadurch zwar angenehmer, aber der besondere Reiz, sich bei Witterungsunbilden durchzukämpfen, ist verloren gegangen. Eine leicht verschlammte Passage bei km 3 auf jeder Runde musste den Winterfreaks diesmal reichen. Was mich betrifft war ich auch ohne Schnee, Wind oder Graupelschauer nach den 42,2 km ziemlich satt und platt.

Ich wollte das Ankommen eines geschlossenen LVB-Teams nicht gefährden und hatte deshalb vorher im Verein meine Marathon-Untauglichkeit signalisiert. Mein Vorhaben war, um überhaupt dabei zu sein, 5 oder 6 Runden im Pulk außerhalb der Wertung mitzulaufen. Als ich dann aber am Sonnabend am Frühstückstisch saß, reifte die Entscheidung, doch die ganze Strecke in Angriff zu nehmen und mir an der Teambörse ein Team zu suchen. Ausschlaggebend dafür war, dass ich bisher an allen Leipziger Wintermarathons teilgenommen habe. Im Meldebüro angekommen erfuhr ich, dass es durchaus Interessenten gab, diese aber jenseits meiner Wunsch-Zielzeit von 4:15 h lagen. Also registrieren und warten. Nach einer halben Stunde schnappte die Falle dann zu: zwei Brandenburger, die als Team schon angemeldet waren und deren dritter Mann heute nicht konnte, wollten ohne konkrete Zeitvorgabe mit mir laufen. Das LVB-Team war mittlerweile auch vor Ort. Neben Uwe, Andreas und Hendrik war auch Ute erschienen.

Am Start waren wohl 78 Teams. Wir reihten uns im letzten Drittel ein, und schon ertönte der Startschuss. Unser etwas einfallsloser Teamname JAH sollte die drei Anfangsbuchstaben der Vornamen wiedergeben, aber selbst das stimmte nun nicht mehr, das H hätte durch D ersetzt werden müssen. Egal – Namen sind Schall und Rauch. Die ersten Runden liefen sehr locker und anscheinend mit großer Reserve und zu meiner Überraschung vor dem LVB-Team. Dort hatten sich neben Ute auch Katrin und Michael für ein paar Runden mit eingereiht. Warum stellte unser Verein eigentlich nur ein Team? Weitere nicht namentlich genannte Kandidaten hätte es gegeben. Aber andere Leipziger Vereine bekleckerten sich hier auch nicht mit Ruhm.

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Team JAH am Start (so ein einfallsloser Name)

Soweit ich mich erinnern kann zogen dann bei km 17 Uwe, Andreas und Hendrik endlich an uns vorbei. Wir liefen etwas ruhiger, sie wohl etwas zügiger als zuvor. Nun ja das Erwartete war eingetreten. Ich wollte heute nur durchkommen und hatte offensichtlich die richtigen Partner gefunden. Jens war im Vorjahr 41 Marathons gelaufen, alle ohne Uhr und immer nur nach Gefühl. Ihm war die Zielzeit völlig schnuppe. Alois würde mir unterwegs auch noch hilfreich sein können, sein Job: Rettungssanitäter. Angestrebt war diese Hilfe meinerseits allerdings nicht.

Nach jeder 5er-Runde nahmen wir etwas zu trinken, auch wenn es bei 4°C nicht gerade warm war. Gegen Ende der fünften Runde bekam ich plötzlich Probleme. Wir waren bis hierher nicht wirklich gehetzt, aber nur ein 30er im Vorfeld war nicht das, was man eine gute Marathon-Grundlage nennen könnte. Wenigstens sah ich mich in meinen Zweifeln meiner eigenen Marathon-Tauglichkeit am heutigen Tag bestätigt.

Irgendwie knautschte ich nun noch etwas, teilte meinen beiden Kameraden bei km 28 mit, dass ich nur noch diese Runde zu Ende laufen und bei km 30 aussteigen würde. Ihre Überredungskünste halfen nicht. Mein Entschluss stand fest. Sie entfernten sich und hatten als ich zum sechsten Mal am Verpflegungsstand vorbei kam schon ca. 400 m Vorsprung. Und dann passierte etwas, was man nur mit Kopfsteuerung erklären kann. Ich hatte plötzlich Wut auf mich selbst und sagte mir, hier gibst Du nicht auf. Ich sprach einen entgegenkommenden Radfahrer an, ob er zu meinen nicht mehr zu sehenden Teamkameraden vorfahren würde, um ihnen mitzuteilen, dass ich doch weiter dabei bin. Er tat mir den Gefallen, doch die beiden hatten ihn nicht richtig verstanden, denn sie liefen unbeirrt ihr Tempo weiter. Als ich am Rennbahnsteg das Elsterflutbett überquerte, sah ich die beiden weit voraus auf dem Damm. Jens drehte sich gerade um und sah, wie ich mit meinen giftgrünen Handschuhen aufgeregt winkte. Endlich warteten sie auf mich und waren ziemlich sprachlos über meinen Sinneswandel. Eine völlig neue Erfahrung für alle Beteiligten. Ich konnte plötzlich auch wieder laufen. War es die Cola, war es der Gedanke, dass es nur noch 10 km ins Ziel waren?

Bei km 35 wurde wieder Cola getrunken, und dann die nächste Überraschung. Auf der Sachsenbrücke tauchte plötzlich Uwe mit seiner gelben Jacke vor mir auf. Darf man Uwe beim Marathon überholen? Eigentlich nicht, aber jetzt hatte Hendrik offensichtlich große Probleme. Es war mir fast schon unangenehm hier vorbei zu laufen, aber das ist der Teammarathon. Der dritte gibt das Tempo vor. Hier wäre auch Haile Gebreselassie nicht unter 4 Stunden gelaufen, wenn er mich im Team gehabt hätte.

Es ist Tradition, dass man sich auf der letzten Runde bei allen Streckenposten und Helfern für ihre Arbeit bedankt. So taten wir es auch bei Wolfgang, der wieder ein 4-stündiges Gratiskonzert veranstaltet hatte. Eine kleine Schlussrunde musste noch gelaufen werden, um die 42,2 km voll zu bekommen. Vom Wendepunkt auf der Brucknerallee Richtung Ziel laufend kam uns auch das LVB-Team entgegen. Viel hatten sie nicht verloren. Nach 4:21 h finishten wir, das konnte man noch als zulässige Abweichung zur gewünschten 4:15 h gelten lassen. Kurz nach uns kamen Uwe, Andreas und Hendrik begleitet von Ute, die heute den gesamten Marathon außerhalb der Wertung gelaufen ist, ins Ziel. Auch wenn die Zeiten nicht unbedingt zufriedenstellend waren, im Ziel waren alle happy, und ein Marathon muss immer erst gelaufen werden. Deshalb sind hier alle Gewinner! Nicht zu vergessen, dass auch wieder etliche Teams „geplatzt“ sind. Wir sind als Teams ins Ziel gekommen.

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Die LVB-Kämpfer „Die Stammgäste“ und friends nach knapp 4,5 h Laufgenuss und Lauffrust

Dieter Ullrich

21.01.2015

Download des Berichts als pdf: Wintermarathon15Bericht

 

Ein Kommentar

  • Hendrik Hultsch

    Hallo Dieter,
    danke für Deinen Bericht.
    Meinem linken Knie geht es schon wieder besser und ich hoffe nächstes Jahr wieder dabei sein zu können. Vielleicht dann noch ein wenig schneller … 🙂
    Grüße Hendrik

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