Allgemeines

Rund um Leipzig 2015

Wieder ein Jubiläum bei „Rund um Leipzig“

Es hatten sich wieder einige aus der Ultralauf-Selbstquäler-Szene für den diesjährigen Lauf „Rund um Leipzig“ angemeldet. Als ich die Namen so Revue passieren ließ, waren zwei Dinge klar: Erstens würde wohl die Ausfallquote sehr gering sein, sprich es könnten erstmalig seit Durchführung dieses Laufes mindestens zehn Läufer die ganze Runde laufen. Zweitens würde ich mich nicht nur wegen des Wetters ganz warm anziehen müssen, um da halbwegs mithalten zu können. Zwei andere Dinge stimmten mich zuversichtlich. Die Halle-Runde mit 50 km war besser als erwartet gelaufen, und Chris war wie in Halle wieder dabei, wo wir auch schon tempomäßig ganz gut harmonierten. Nichts ist zermürbender als wenn man sich am Ende allein quälen muss. Erstmalig wagten sich auch gleich drei Frauen auf die Strecke, alle mit dem Ziel die kompletten 60 km zu laufen. Korinna aus Halle kam sozusagen zum Gegenbesuch. Die 50 km dort hatten ihr wohl nicht gereicht?! Aber wer so gut zu Fuß ist, sollte vielleicht mal über einen 100-er nachdenken.

In der Vorwoche war in Leipzig ja der Frühling ausgebrochen, doch pünktlich zum Lauf wurde ein Wetterwechsel mit Graupelschauern und Sturmböen angekündigt. Am Freitag jammerte mir noch ein Sportfreund die Ohren voll, dass er nun bei dem schönen Wetter zu Hause sitzen und am Sonntag bei miserablem Wetter laufen müsste. Die Leipzig-Runde ist nichts für Warmduscher und schon gar nicht zu dieser Jahreszeit. Dabei hätte es schlimmer kommen können. Richtig leiden mussten eher die drei Radbegleiter, die bei Tempo 10 und nach zwei Stunden Graupel und Regen richtig durchfroren waren. Bei Annik halfen nicht mal 3 Paar Socken. Ein kurzer Blick auf den Regenradar auf Rolands Smartphone an der ersten Verpflegung stimmte aber optimistisch, dass wir heute sogar noch Sonne abbekommen könnten. 10:30 Uhr sollte der Regen aufhören, und genau so kam es. Manchmal stimmen Wetterprognosen eben doch.

Start

Vorstartfieber 8 Uhr in Markkleeberg-West

Da standen also wirklich 14 Läufer am frühen Sonntagmorgen in Markkleeberg vor der Haustür des Begründers von „Rund um Leipzig“ Günter Gelhaar, fröstelten schon etwas und warteten auf die Nr. 15. Da wir heute noch etwas vorhatten, gingen wir halbwegs pünktlich auf die Strecke mit dem Wissen, dass Marcus den Rückstand spielend würde aufholen können. Schon vor Liebertwolkwitz war er in Begleitung von Ronald dran am Läuferfeld und betätigte sich bald selbst als Frontrunner. Ich war froh, dass es bei mir gut lief, auch wenn das zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel bedeutete. Trotzdem war ich mir mit Andreas einig, dass das Tempo etwas zu schnell war. Unser Ziel war es schließlich nicht, 30 oder 40 km gut auszusehen, um dann auszusteigen. Heute stand die ganze Runde auf dem Plan. Und der nicht mehr ganz taufrische Läufer ist zwar nicht mehr ganz so flink, hat aber jede Menge Erfahrung und weiß, dass Tempodisziplin das A und O ist. Um es vorwegzunehmen: Es hat sich heute ausgezahlt.

Pulk

Nicht ganz der Realität entsprechend: geschlossenes Läuferfeld in Holzhausen

Was wären wir ohne unsere Helfer am Streckenrand? Natürlich, in den Anfangsjahren von „Rund um Leipzig“ gab es nur einen Stopp in Wiederitzsch bei Herbert Oberbeck. Dort konnte schon mal eine halbe Stunde verstreichen, wenn Würstchen gegrillt wurden. Die zweiten 30 km waren dann natürlich deutlich langsamer. Die heutige Variante mit sechs Verpflegungen hat aber auch ihren Charme. Ja gut: Sie sorgt auch dafür, dass man sich unterwegs immer mal wieder sieht, weil die schnellen Cracks warten. Das Engagement unserer Helfer an den Verpflegungsstellen kann man hier aber nur nochmal würdigen, das ist nicht selbstverständlich!

Ungefähr an der Neuen Messe trat dann die erhoffte und angekündigte Wetterbesserung ein. Der Wind hielt sich in Grenzen, das war an der Stelle auch schon anders. Auch wenn sich meine Berichte von Jahr zu Jahr hier wiederholen: Ich schätze, dass Uwe, als wir den Anstieg am Mockauer Graben hinauf zur Messe bewältigt hatten, schon am dritten Verpflegungspunkt angekommen war, um die Muffins zu testen. Helge – wie jedes Jahr ein Kandidat für die ganze Runde – beendete hier seinen Lauf, heute mit hieb- und stichfestem Alibi. Es sei ihm verziehen. Aber nächstes Jahr… Andere Kandidaten mussten ja heute arbeiten!?

LVBer

LVB-Quartett bei guter Laune: Ute, Andreas, Helge, Uwe

Im weiteren Verlauf zog sich das Feld nun mehr und mehr in die Länge. Um ehrlich zu sein: Der Sichtkontakt nach vorn war abgerissen. Aber wir waren zu viert: Ute, Chris, Andreas und ich. Und was wichtiger war, wir liefen unser Tempo und waren uns an dieser Stelle ziemlich sicher, in Markkleeberg ohne Autobenutzung anzukommen. Mein Gott, wie hab ich voriges Jahr hier gelitten. Durch den Auewald nach Böhlitz-Ehrenberg gab es auch mal einen naturnahen Abschnitt, wie sie auf dieser Runde nicht so reichlich vorhanden sind. Es blühten die Winterlinge, und die Sonne schien. Unter der Regenjacke wurde es fast zu warm. War das noch derselbe Tag wie am Morgen?

Nach mittlerweile reichlich zwei Dritteln der Laufstrecke verwöhnte uns Julia mit der nächsten Verpflegung. Hier war fast ein Marathon geschafft. Die Jungs und vor allem die Mädels machten noch einen frischen Eindruck. Wie schon eingangs erwähnt, hier würde es heute einen neuen Finisher-Rekord geben. Einer davon bestritt heute einen ganz besonderen Lauf. Nachdem wir voriges Jahr das Jubiläum 25 Jahre „Rund um Leipzig“ hatten, war es diesmal Andreas, der das Jubiläum seiner zwanzigsten Umrundung beging. Das sind 1200 km auf dieser Runde, da sollte man meinen, er findet den Weg im Dunkeln und mit verbundenen Augen. Umso größer mein Erstaunen als er mit Ute in Miltitz auf mich wartete, um zu fragen, wo es weiter geht. Um bei der Wahrheit zu bleiben: An dieser Stelle wurde 2011 die Strecke geändert, und da war er nicht dabei. Nächstes Jahr passiert das nicht wieder!

Bei schönstem Wetter nahmen wir noch die 2 km bis zur nächsten Verpflegung in Lausen in Angriff. Hier erwartete uns Michael, früher selbst 12 Mal die Runde gelaufen, jetzt Spitzen-Koch (nomen est omen) an der Strecke, dort wo man ganz besonders nochmal tanken muss: bei km 50 und 55. Ein Blick auf seinen Verpflegungstisch könnte einen glatt zum Abbruch des Laufes verführen. Aber hier greift er wieder der alte Spruch: „In Lausen gibt man einfach nicht auf“.

Seminaristen

Das starke Trio vom Leipziger Laufseminar auch schon ein bisschen umrundungssüchtig

Die Läufer von der schnellen Fraktion waren schon unterwegs als ich mich so langsam vom Kuchenbuffet trennte. Ich wusste, dass der Weg hinüber nach Großzschocher auf endloser gerader Straße nichts für Genießer ist. Den Umständen entsprechend und mit einigen Gehpausen und dem Wind im Rücken kam ich dort mit der Gewissheit an, die letzten 5 km auch noch zu schaffen und damit nach 2 Jahren des vorzeitigen Abbruchs auch mal wieder die ganze Runde „im Sack zu haben“. Ist schon ein tolles Gefühl, wenn man nach sechseinhalb Stunden Beinarbeit am Nordstrand des Cospudener Sees den Markkleeberger Kirchturm vor sich sieht und weiß, da oben bist Du zu Haus. Ein bisschen wie im Himmel fühlt man sich jedenfalls. Da störte es auch nicht, dass mich hier noch ein paar Gelegenheitsjogger überholten, die zum Sonntag ihre neuen Laufschuhe ausführen mussten. Meine Schuhe waren dreckig und wussten, was sie heute getan hatten.

Der Einlauf am Ziel gestaltete sich in Form einer La-Ola-Welle meiner Mitstreiter. Danke: ein Superempfang! Ich bekam zwar mit, dass Andreas da am Ende der La-Ola-Gasse mit einer Torte in der Hand hockte, was da aufgesprüht war, konnte ich aber nicht erkennen. Ich war fertig und ohne Brille. Und das war dann mein Blackout, denn da war aufgesprüht „20x RuL“. So bekam ich Andreas‘ Jubiläum erst mit, als ich schon wieder zu Hause war und in meiner Statistik nachschaute. Das war so als wenn man vom Witz die Pointe nicht mitbekommt. Schade eigentlich.

Andreas1

20-ste Leipzig-Umrundung: Andreas Gelhaar

Fazit: Der sich zuvor andeutende Rekord bei der Umrunderanzahl ist eingetreten. Bisher stand die Maximalzahl bei 7. Für Günter war es heute definitiv die letzte Runde mit dem Fahrrad. Die Runde wird weiter leben, nächstes Jahr wahrscheinlich mit verändertem Start- und Zielort.

Die Vollumrunder 2015

 Chris   Korinna   Ute

Chris                          Korinna                        Ute

Andreas2   Dieter   Hans-Albert   Jonny

Andreas                          Dieter                   Hans-Albert                    Jonny

Marcus   Ronald   Ulf   Uwe

Marcus                       Ronald                              Ulf                              Uwe

Auf Teilstrecken unterwegs: Annett Speer, Helge Hallmann, Dirk Naumann, Ulf Osmers, Jürgen Schönfelder

Am Ende wie immer der Dank des laufenden an das helfende Personal: Roland Adam, Sabine Ullrich, Julia Pietrek und Michael Koch

Nicht zu vergessen: Günter Gelhaar war mit 83 Jahren wieder auf dem Fahrrad dabei, genau wie Wolfgang S. Wittig, früher auch die ganze Runde gelaufen. Er hat so nebenbei die tollen Bilder beigesteuert.

Bericht: Dieter Ullrich, 02.03.2015

Download des Berichts als pdf: RuL2015_Bericht

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