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Rund um Halle 2016

(„Einer kommt immer durch…“)

Ich könnte jetzt in Anlehnung an Andreas` Bericht vom Wintermarathon schreiben: Einen Laufbericht zu schreiben ohne selbst gelaufen zu sein geht gar nicht. Aber erstens wurde ich dazu quasi wieder mal verdonnert, und zweitens war der Tag auch für mich sehr unterhaltsam. Auf jeden Fall bin ich nach der Ankunft in Mötzlich die Jahre zuvor noch nie so entspannt gewesen. Im Vorfeld hatten zwar einige auch früher schon dabei gewesene LäuferInnen ein gewisses Interesse bekundet, letztlich standen aber nur 5 wirklich harte Burschen am Start im Ortsteil Mötzlich. Man könnte auch sagen: klein aber fein, womit nicht das Dorf sondern der Teilnehmerkreis gemeint ist. Ich hatte ja zunächst die Idee gehabt, eine Stunde eher auf die Strecke zu gehen und mich dann walkend/joggend vorwärts zu bemühen bis mich irgendwann der Express überholen würde, aber manchmal muss man Pläne auch kurzfristig korrigieren, auch wenn es schwer fällt. Oder wie Reinhold Messner einmal sagte: Größe im Bergsteigen zeigt sich, wenn man in der Lage ist, 100 m unterhalb eines 8000er Gipfels zu sagen, ich breche ab, weil es die Bedingungen einfach nicht hergeben. Naja so ähnlich fühlte ich mich nach bisher 8 Halle-Umrundungen. Heute standen neben Ulf Biermann, Jonny Kuscher und Uwe Wirsing immerhin noch 2 waschechte Hallenser am Start, die es heute wissen wollten und die ganze Runde fest im Visier hatten: Wolfgang mit Sohn Lukas, beide voriges Jahr auch schon bis km 45 mitgelaufen und mit der Aufgabe, die Familienehre zu retten. Bei für den Termin Anfang Februar traumhaften Bedingungen ging die Truppe pünktlich um 8:30 Uhr auf die Strecke. Ich hatte mich für eine Fahrradbegleitung entschieden, und das war im Nachhinein betrachtet genau die richtige Entscheidung. Nebenbei konnte ich so auch (fast) alles fotografisch dokumentieren. Dass am Ende ausgerechnet ich als Radfahrer Probleme bekam, war dann leider der Technik bzw. höherer Gewalt geschuldet.

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Lukas, Wolfgang, Ulf, Jonny, Uwe am Start vor der Kirche Mötzlich

Vom Start weg wurde nicht gebummelt. Da griff der alte Spruch wieder: Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier. Im Vergleich zu den Vorjahren waren die Jungs deutlich schneller unterwegs. Alle in Topform?! Die 12 km bis zur Saalefähre vergingen trotz einiger Schikanen wie quer liegender Bäume wie im Flug. Andere Schikanen wie Schnee und Eis, Schlamm, Regen, Wind: alles Fehlanzeige. Familie Schönfelder schaffte es unter diesen Umständen gerade so, pünktlich am anderen Ufer die Verpflegung aufzubauen. Wir waren einfach zu zeitig da.

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Auf dem Saaleuferweg nach 10 km

Jürgen komplettierte wie im Vorjahr das Lauf-Team an dieser Stelle, so dass jetzt ein Six-Pack den Anstieg aus dem Saaletal in Angriff nahm. Kurzzeitig konnte ich nicht folgen. Bei einem Anstieg von geschätzten 20 % geht es zu Fuß leichter als mit dem Fahrrad. Auch als ich oben ankam und die Jungs schon 200 m voraus waren, konnte ich meinen Rückstand nicht wirklich verringern. Der aufgeweichte Wiesenweg brachte mich jetzt richtig ins Schwitzen. Am Ortseingang Dölau begrüßte uns der Kletterfelsen „Steinerne Jungfrau“, nun ja wenn sonst schon keine Frauen heute dabei waren. Dann wäre ich wahrscheinlich mit noch größerer Begeisterung hinterhergefahren bzw. hätte gar nicht erst abreißen lassen.

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Kurze Schiffspassage über die diesmal ruhige und nicht zugefrorene Saale
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Die Helden des Tages bei km 20 am Granauer Berg O-Ton Jonny: Welcher Berg??

Ausgangs der Dölauer Heide, wo sonst immer eine kurze Pause eingelegt wurde, hatte keiner Lust stehen zu bleiben. Die Truppe scharrte heute wirklich gewaltig mit den Hufen. Oder hatten die etwa schon wieder Hunger, denn der zweite Verpflegungspunkt war nicht mehr weit. Vorbei am Neustädter Steinbruch und den Angersdorfer Teichen ging es weiter Richtung Angersdorf, wo Inge schon ihre leckeren Muffins aufgetischt hatte. Fast gemeinsam kamen wir hier an, und es war noch nicht um 11. Alles im grünen Bereich und fast die Hälfte geschafft.

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Verpflegung, die zweite in Angersdorf

Es gab jetzt wie jedes Jahr die spannende Frage, in welchem Zustand sich die Saaleaue präsentieren würde. Am spannendsten war die Frage für mich, denn als Läufer kommt man ja auch durch Schlamm und aufgeweichte Wiesen zumal so austrainierte Marathonexperten wie sie hier und heute am Start waren. Als relativ untrainierter und gerade aus dem Winterschlaf erwachter Radsportler bleibt man da einfach nur stecken. Ich wollte es probieren, aber gleich die ersten Meter ließen mich resignieren. Das waren so tiefe, von Pferden noch zusätzlich durchgequirlte Schlammlöcher, dass ich die Umweg-Variante auf der Straße außen herum vorzog. An der Röpziger Brücke bei km 30 angekommen sah ich auch schon die gelben Jacken der Läufer heranstürmen. Anscheinend waren es doch nur die ersten Meter gewesen, die so schlammig waren, denn an den Laufschuhen waren keine Dreckspuren zu sehen. Inge stand mit ihrem Essen auf Rädern wieder bereit, und die Jungs griffen ordentlich zu, denn 20 km standen noch bevor. Aber was war das heute für ein Tag? Sonne satt und 10°C am 07. Februar. Früher als es noch Winter gab, war die Saale zugefroren, und wir bibberten bei -15°C.

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Auf der Röpziger Brücke bei km 30

Auch das nächste Stück entlang der Saale bzw. Weißen Elster ließ ich die Jungs allein und zog die Straße vor. In Ammendorf traf man sich wieder, und hier war ich mir sicher, dass alle 5 heute die ganze Runde schaffen würden. Bei dem Trio vom Leipziger Laufseminar stellte sich die Frage eh nicht, aber da gab es ja noch einen Wackelkandidaten…? Was folgte war dann aber eher meine Leidenstour. In Ammendorf war plötzlich doch eine Frau am Start, aber eine ungebetene: die Defekthexe. Mein Hinterrad war platt, aber ich hatte vorgesorgt und einen Ersatzschlauch mit. Der Wechsel dauerte nicht lange. Das Problem war die Mini-Luftpumpe, mit der es ewig dauerte, bis ich einen ordentlichen Luftdruck auf dem Reifen hatte. Die Läufer waren weg. Mir tat auch keiner den Gefallen und schwächelte etwa. Die liefen heute wie geschmiert. Ja in Osendorf bei der vierten Verpflegung waren sie wieder zu zeitig. Sibylle war noch gar nicht da. Es dauerte nur 2 Minuten bis sie kam und die Hallorenkugeln auspackte. Die sind bei diesem Lauf gewissermaßen Kult. Jürgen war hier mit seiner Tagesleistung zufrieden und beendete seinen Lauf. Die anderen gingen gestärkt die restlichen 13 km an.

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Uwe, Jonny, Ulf auf weichem Geläuf bei km 39 am Reidebach

Ich hatte mir nun einen entspannten Ausklang der Halle-Umrundung vorgestellt, doch es sollte anders kommen. So ziemlich genau bei km 40 hauchte mein Hinterrad zum zweiten Mal am heutigen Tag seine Luft aus. Ich hatte zwar bei der ersten Panne den Reifen von innen auf etwaige Splitter abgetastet, aber entweder hatte ich doch etwas übersehen, oder hier hatte jemand Glasscherben ausgestreut. Ich bekam das Führungstrio deshalb nur noch einmal bei der letzten Verpflegung zu Gesicht. An Wolfgang und Lukas kämpfte ich mich immer wieder heran, dann war mein Reifen wieder platt. Kurzer Stopp, aufpumpen mit der Zwergenpumpe, ran hecheln. Das wiederholte sich jeden Kilometer, also fünfmal. Dann war der letzte Verpflegungspunkt in Reideburg erreicht. Zwar war Wolfgang hier nicht mehr wirklich frisch, aber ein Aufgeben stand nicht zur Diskussion, was mich zu dem Ausspruch verleitete: EIN Ullrich kommt immer durch. Für mich waren hier die Messen gelesen. Ich packte konsterniert mein Rad in Katrins Auto und ließ mich ins Ziel chauffieren. Dort ließen die Herren auch nicht lange auf sich warten. Ulf, Uwe und Jonny kamen locker und leichtfüßig in Mötzlich an. Ich zu Uwe: Bist Du heute wirklich 50 km gelaufen? Und er: Waren das wirklich 6 Stunden? Beide Fragen sind mit „ja“ zu beantworten. Die Zeit ist einfach wahnsinnig schnell vergangen. Auch Wolfgang und Lukas kamen kurze Zeit später an. Beide nicht ganz so frisch, beide mit der längsten Strecke in den Beinen, die sie jemals gelaufen sind. Und zu Lukas muss man sagen: Es gibt nicht viele 25-jährige, die solche Strecken laufen. Ultra ist ja eher eine Seniorendomäne. Und ich musste meinen Spruch noch korrigieren, denn da kamen ZWEI Ullrichs ins Ziel. Ich werde mein Fahrrad jetzt erstmal mindestens eine Woche mit Ignoranz strafen.

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Sind die jetzt wirklich 50 km gelaufen?
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6 Stunden (brutto) auf den Beinen, um von Mötzlich nach Mötzlich zu laufen

Pardon an dieser Stelle derselbe Satz wie voriges Jahr, aber er trifft einfach zu: Das war ein Supertag und DANKE an unser Verpflegungskomitee. Ihr seid für nächstes Jahr wieder qualifiziert. Die Läufer natürlich auch. Und wenn jeder der Vollumrunder einen weiteren Läufer mitbringt, sind wir bei der zehnten Halle-Umrundung zu zehnt.

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Die Halle-Umrunder 2016

Bericht und Radfahrer (bis km 45) Dieter Ullrich (SG LVB Leipzig)

08.02.2016

 

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