Sonstiges

Brockenwanderung

25 Jahre freier Brocken

Am ersten Dezemberwochenende 1989 waren wir in Ilsenburg, wir wollten meinen Vater, der in Wernigerode im Krankenhaus lag, besuchen.
Da hieß es: Am Sonntag wollen viele auf den Brocken wandern, der immer noch als militärisches Sperrgebiet galt, weil Sowjetarmee und Staatssicherheit dort Abhörstationen betrieben. Freie Bürger fordern, dass der mit 1142 m üNN höchste Berg im Norden Deutschlands endlich wieder frei zugänglich wird.

Auch mich reizte es, nun endlich wieder auf den ersehnten Gipfel zu wandern, aber dann würde ich es nicht zur Besuchszeit 14 – 16 Uhr nach Wernigerode schaffen. Also borgte ich mir kurzentschlossen von meinem jüngsten Bruder (ASK Oberhof/Langlauf) eine Sporthose, Sporthemd, zu kleine Sportschuhe und rannte los, mit nackten Armen und Beinen. Oberhalb der Ilsefälle suchte ich den Heinrich-Heine-Weg, aber der war nach fast 30 Jahren nicht mehr auffindbar, also zurück auf den Weg über Schlüsie, Stempels Buche, Hermannsklippe, Hirtenstieg. Hier auf dem von den Grenztruppen angelegten Plattenweg überholte ich erste Wanderer. Steile Wegabschnitte, immer mehr Schnee, bei einem Schritt nach links sank ich bis übers Knie im Schnee ein.
Oben standen schon viele Wanderer an der die Brockenkuppe abschirmende Betonmauer, mit Transparenten, und forderten freien Zugang. Einige begrüßten mich: Der erste Brockenläufer ist schon da.

Ich hatte wenig Zeit, weiter die Brockenstraße abwärts, nach Ilsenburg. Gegen 15 Uhr konnte ich meinem Vater im Krankenhaus berichten, daß ich nach langer Zeit nunmehr das 19. Mal auf dem Brocken war.


Für das 25-jährige Jubiläum am 3.12.2014 hatten die Harzklub-Wandervereine eingeladen, geführte Wanderungen von Schierke, Torfhaus, Oderbrück u.a., Treffen 11 Uhr am Gipfelstein, danach Festsitzung im Goethesaal des Brockenhotels. Da wollte ich wieder dabei sein.

6:30 Uhr in Leipzig-Markkleeberg aufgebrochen, wanderte ich 9 Uhr von Ilsenburg los, allein, ich war sicher zu spät dran.

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Mit beherztem Tempo aufwärts, immerhin 800 m aufwärts: Ilsefälle, Schlüsie, Stempels Buche, Hermannsweg.

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Der Plattenweg war überfroren, teilweise stark vereist.
Ab und an Tafeln mit Texten aus der „Harzreise“ von Heinrich Heine.

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Es war nebelig, wie meist am Brocken, die Bäume dick mit Raureif behangen, kaum Schnee, aber frostig und glatt. Kurz vor halb 12 hörte ich die Brockenbahn, im Nebel schwach erkennbar, hochschnaufen.

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Eine Viertelstunde später stand ich dann am Gipfelstein. Ein paar Fotos als Erinnerung und Dokumentation.

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Entfernungsangaben zu wichtigen Orten umgeben den Gipfelstein.

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Vereistes Gelände, bizarre Struckturen, nun doch heftiger Wind. Daher schnell ins Brockenhotel zur Festveranstaltung im Goethesaal.

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Eine Blaskapelle aus Ellrich spielte gerade auf, ich sah mich um, viele bekannte Gesichter.

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Dr. Michael Ermrich, Vorsitzender des Harzklubs, bot mir seinen Stuhl an, als er zur Festrede nach vorn eilte. So saß ich mit verschwitzten Sachen am VIP-Tisch.

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Gegenüber begrüßte mich mein ehemaliger Schulkamerad Uwe Heuck, der 1990 erster Wernigeröder Landrat war. Neben mir saß der Chef der Harzer Schmalspurbahnen.
Michael Ermrich und ich, wir kennen uns gut. 2009 waren wir die 2 einzigen Läufer, die bei allen 32 Harzgebirgsläufen bis dahin jeweils die längste Distanz bewältigt hatten. Jetzt bin ich nur noch Zweiter in der Liste.

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Später gönnte ich mir in der Gaststätte des Brockenhotels eine Gulaschsuppe und ein Hasseröder, besuchte dann noch kurz die Brockenausstellung in der Moschee-Kuppel.

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Ich machte mich auf die Rücktour. Die nächste Brockenbahn schnaufte über den Weg, im Nebel nur erahnbar. Kurze Verschnaufpause an einer Heinrich-Heine-Tafel.

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Der Abstieg fiel mir schwerer als der Aufstieg. Vorbei an der versteckt liegenden Bismarckklippe ging es wieder über Plattenweg und Hermannsweg zu Stempels Buche.

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Es wurde dunkler. Vorsichtig über gefrorene Wasserkaskaden kletternd wurde ich immer langsamer.

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Die letzten 6 km konnte ich den Weg im Dunkeln nur erahnen. Kurz vor Ilsenburg kam mir mein Schwager entgegen und nahm mich im Auto mit heim, wo ich mich in der Badewanne wieder aufwärmte.

Wolfgang

 

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