Der Anruf von Helge kam am Donnerstagvormittag, als ich gerade in Hamburg auf Baustelle war. Eine Tippgeberin hatte ihm gesteckt, dass ich eventuell als Kandidat für den Team-Triathlon in Beucha in Frage kommen könnte. Hendrik und Helge standen schon als Kandidaten bereit. 400 m Schwimmen, ungefähr 15 km Rad und um die 5 km Laufen. Und das alles als humane Variante als Staffel. Also der erste Radfahrer startet erst dann, wenn
der dritte Schwimmer aus dem Wasser kommt. Das schien mir, obwohl ich ewig nicht geschwommen bin, als machbar. Allerdings war dabei der Spaßfaktor in den Vordergrund zu stellen, denn wegen 5 km Laufen bin ich bisher noch nie irgendwo hin gefahren.
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Der Tag des Triathlons selbst ist ein Spätsommertag, wie er im Buche steht. Das Stück von Großpösna bis zum Albrechtshainer See geht’s zum Einfahren gleich mit dem Rad, ist ja auch von mir aus quasi um die Ecke. Unterwegs kann man sich eigentlich nicht verfahren, es sind einige andere auch mit Rad in diese Richtung unterwegs. Im Veranstaltungsareal ist mächtig Trubel, der Family-Triathlon läuft gerade. Es ist alles professionell organisiert, die vielen Helfer des veranstaltenden Vereins sind mit viel Engagement bei der Sache. Startunterlagen holen und dann die Staffelfolge kurz besprechen: Helge beginnt, Hendrik macht den zweiten Starter und ich den Schlussmann. Unsere Startnummer lassen wir uns von einer netten Mitarbeiterin des Meldebüros auf den Oberarm schreiben. Die Zielzeit wird von Helge, der bisher alle Team-Triathlons mitgemacht hat und es daher wissen muss, mit unter drei Stunden benannt.
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Wir gehen erstmal etwas anbaden und dabei merke ich schon, dass das mit dem regelmäßigen Schwimmen tatsächlich schon eine Weile her ist. Ruhig und langsamer Beginn ist also angeraten. Dann geht’s um drei in die Fluten. Daran, dass die letzten noch nicht die Wendeboje erreicht haben, als der erste bereits das Wasser verlässt, ist gut zu erkennen, dass das Leistungsgefälle beträchtlich ist. Von Profi bis Volkssportler ist alles unterwegs. Helge, mit seiner grünen Badekappe gut auszumachen, kommt so in der Mitte des großen Pulks aus dem Wasser und klatscht Hendrik ab. Hendrik ist gut unterwegs in den Fluten und sein voller Einsatz ist ihm nach Verlassen des Wassers authentisch anzusehen. Als ich mich dann ins Wasser stürze kommt gleich die erste Panne: Die Schwimmbrille sitzt nicht richtig und läuft voll Wasser. Und trotz ruhigen Beginns komme ich überhaupt nicht in meinen Rhythmus. Im Gegenteil, es läuft katastrophal. Selbst beim Brustschwimmen bekomme ich irgendwie keine gleichmäßige Atmung hin. So etwas kenne ich aus meiner Zeit mit regelmäßigem Schwimmtraining überhaupt nicht. Ich bringe es zu Ende und bin froh, als ich dann aus dem Wasser bin und Helge auf die Radstrecke schicken kann. Das Bild zeigt mich im Übrigen nach dem Einschwimmen, als ich noch guter Dinge war. Jetzt ist erstmal Luft holen und sammeln angesagt, dass sollte es heute mit den Pleiten gewesen sein.
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Der Radkurs geht über vier Runden und besteht überwiegend aus asphaltiertem Streckenabschnitten, verläuft aber auch auf Wald- und Splittwegen. Im Wechselgarten sieht man die ganze Bandbreite was die Radtechnik so zu bieten hat. Einige Modelle zeigen, dass der Volkssportcharakter der Veranstaltung lebt. Als Moderator fungiert mit Andreas Claus ein profunder Kenner der Triathlonszene. Und da werden nicht nur die Cracks angesagt, sondern gleichberechtigt auch das das ganze „Fußvolk“. Helge absolviert als gestandener Triathlet seine Radeinheit souverän und auch Hendrik ist sehr gut unterwegs. Als er dann nach der vierten Runde in den Wechselgarten kommt, sieht man ihm den Spaßfaktor deutlich an. Er ist sogar etwas früher als erwartet da, sodass ich den Wechsel fast etwas verpenne.
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So, jetzt muss sich zeigen, ob es heute nicht mein Tag ist oder noch etwas zu reißen ist. Ich rolle mich gut ein und mache erstmal einem kleinen Pulk hinterher, mal sehen wie es sich so macht. Der Blick auf den Tacho verschafft Beruhigung, die Zahl ist größer als 30, so sollte das sein. Nach Durchfahrt der Ortschaft geht es einen sich lang hinziehenden Anstieg auf eine Brücke hinauf, da macht sich so ein voraus fahrender Pulk ganz gut. Erstens kann man dran bleiben und zweitens kommt man ja doch hin und wieder „unverhofft“ in den Windschatten. Ich fühle mich gut, sodass ich dann abwärts den Pulk hinter mir lasse. Auf dem Splittgeläuf am Rundenende ist dann etwas Vorsicht angeraten, da fahren andere doch etwas forscher. Mit Beginn der zweiten Runde steht dann die kleine LVB-Fangruppe und feuert an. Auch auf den weiteren Runden habe ich keinerlei Probleme, kann einige überholen und vor allem beim Tempo den Mindestwert von 30 km/h überwiegend deutlich überbieten. Beim letzten Anstieg zur Brücke hinauf merke ich dann die Oberschenkel doch etwas, komme aber meinem Hasen, dem ich schon seit zwei Runden folge, immer noch gut hinterher.
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Als ich den Radteil beende bin ich guter Dinge, das entsprach schon eher meinen Vorstellungen. Mittlerweile ist von Sonne nichts mehr zu sehen. Am Himmel steht eine recht bedrohlich aussehende Gewitterwolke, die Wetterprognose scheint etwas früher als voraus gesagt einzutreffen. Günstig ist dabei nur, dass Helge, als ich ihn auf die Laufstrecke schicke, nicht mehr der prallen Sonne ausgesetzt ist. Angesichts der sich abzeichnenden Wettersituation machen wir erstmal alles etwas regenfest und dann geht es wieder an die Strecke, um Helge mit Beginn seiner zweiten Runde anzufeuern. Und dann passiert es doch, es beginnt erst leicht und dann doch recht kräftig zu schütten. Hendrik erwischt es in seiner zweiten Runde und als ich dann meine schützende Regenplane verlassen und auf die Strecke muss, da haut es richtig herunter. Kalte und riesig große Tropfen lassen mich sogar frösteln, jetzt heißt es erstmal Betriebstemperatur erreichen. Auf den Wegen haben sich schlagartig zahlreiche große Pfützen bilden, die teilweise den gesamten Weg bedecken. Das anfängliche Umlaufen lasse ich bald sein, hat keinen Zweck. Ich kann auf einige Triathleten vor mir auflaufen und sie überholen. Und dann passiert mir etwas, woran ich mich in meiner bisherigen Laufzeit nur ganz selten erinnern kann: es geht zuerst der rechte und dann auch noch der linke Schnürsenkel auf. Da sind die soeben Überholten gleich wieder ein Stück weg, das frustriert.
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Mit Beginn der zweiten Runde muss ich dann erst mal meine Lockerheit wieder etwas herstellen, dann läuft es aber wieder schön rund und es müssen noch einige vor mir dran glauben. Das Geläuf ist mittlerweile katastrophal, sodass ich dann beim ohne Regen stattfindenden gemeinsamen Zieleinlauf mit Helge und Hendrik auf meiner Rückseite wie ein Schwein aussehe. Ich weiß, schmutzig gemacht habe ich mich auch noch. Helges Blick auf die Uhr löst Glücksgefühle aus, mit 2:38 h haben wir die Vorgabe beträchtlich unterboten. Stellt sich die Frage: war die Vorgabe Wischiwaschi oder waren wir tatsächlich so gut. Ich vermute letzteres. Dann erstmal in trocken Sachen geschlüpft und, da es wieder mit dem Regen los geht, ins große Zelt begeben. Das Bier der ersten Runde zischt, dazu eine Runde Fettbrot für die Helden, das hat Stil. Aber auf einem Bein bzw. auch zwei Beinen kann man ja nicht stehen und außerdem schüttet es erneut sehr kräftig, da gibt es nichts schöneres als die wiederholte Kombination von Bier und Fettbrot. Die Ergebnisse sind mittlerweile auch verfügbar.
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Von 135 gestarteten Teams laufen wir auf Platz 49 ein, und das mit einem Teamalter von über 150 Jahren. Ich würde sagen, nicht schlecht. Wenn ich im nächsten Jahr noch etwas am Schwimmen arbeite, sollte da noch mehr Potential sein. Als es dann nur noch leicht tröpfelt, machen wir per Rad zurück. Und dann fahre ich mir auf halber Strecke des Rückwegs noch einen Platten, zum Glück erst jetzt. Das Laufwochenende runde ich am Sonntag noch mit einer standesgemäßen 30er Runde ab.